Glauben

Etwa 50 % der Madagassen sind Christen, die Hälfte davon katholisch. Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Der Großteil der restlichen Bevölkerung folgt traditionellen Naturreligionen mit einer hohen Bedeutung der Ahnenverehrung, diese Religionen bestimmen das alltägliche Leben und die Traditionen der Madagassen.
Vor der Kolonialisation wurde Madagaskar von Königen und Königinnen regiert, dessen Paläste in und um die Hauptstadt zu finden sind und als heilig gelten. An den Grabstätten der Könige und Königinnen sind zahlreiche Opfergaben zu finden von Gläubigen die um Segen bitten. Die königlichen Herrscher schliefen immer mit dem Kopf in Richtung Nordosten, da dass die Ecke ist, die den Ahnen zugewandt ist. In die nordöstliche Ecke schüttet man traditionell den ersten Schluck Rum – um die Ahnen zu ehren. In den Palästen sind in dieser Ecke auf dem Boden Aushöhlungen zu sehen, da die Gläubigen dorthin reisen um Opfergaben zu bringen und die heilige Erde aus der Ecke mitnehmen.

Paläste

Der Königspalast auf dem heiligen blauen Hügel ist der älteste Palast, Teil des UNESCO Weltkulturerbes und steht zur Besichtigung offen. Mit der Farbe blau wird in Madagaskar alles bezeichnet, was schön ist, es ist also von dem schönen Hügel die Rede, der eine unglaubliche Aussicht in Richtung Reisfelder und Hauptstadt bereithält. Von diesem Hügel aus haben die ersten Herrscher regiert. Später wurden der Königspalast in der Oberstadt Antananarivos und der danebengelegene Palast des Premierministers gebaut. Der Königspalast ist Ende des 20. Jahrhunderts weitestgehend abgebrannt und wird originalgetreu wieder nachgebaut – bisher sind die Außenmauern vollständig renoviert, der Innenraum jedoch noch nicht. Das Palastgelände kann besichtigt werden. In dem Palast des Premierministers ist mittlerweile ein Museum, in dem die Geschichte Madagaskars, traditionelle historische Gegenstände, sowie Fossilien wie beispielsweisedie Eier des bereits ausgestorbenen größten Vogels Madagaskars – dem Elefantenvogel, ausgestellt werden.

Völker

Die Bevölkerung Madagaskars teilt sich in 18 ethnische Völker auf, die vom madagassischen Staat anerkannt werden. Alle Ethnien sprechen dieselbe Sprache – Malagasy. Die drei größten Gruppen sind die Merina mit ca. 26 %, die Betsimisaraka mit ca. 15 % und die Betsileo mit ca. 12%.
Die im Hochland lebenden Ethnien sind asiatischen Ursprungs – die Merina und die Betsileo, beide Volksgruppen betreiben hauptsächlich Reisanbau in kunstvollen Terrassen. Die Betsileo sind außerdem als Weinbauern und Kunsthandwerker anerkannt. Die Merina sind dafür bekannt, dass sie während der Herrschaft der Merina-Königin im 18. Jahrhundert weite Teile des Landes unter ihrer Kontrolle hatten, dies wurde erst durch die Kolonialzeit beendet. Die Merina haben immernoch eine interne Monarchie und ein Kastensystem.
Die anderen 16 Ethnien sind überwiegend afrikanischen Ursprungs.
Im Osten der Insel leben die Antaifasy, die dafür bekannt sind, dass sie die meisten Fady, also Verbote haben. An der Ostküste der Insel leben die Antaimoro und die Antambahoaka. Diese Ethnien haben ihre Wurzeln im arabischen Raum und praktizieren arabische und muslimische Bräuche. Im Süden im Dornenwaldgebiet leben die halbnomadisch lebenden Antandroy, die der Tätigkeit als Rinderhirten nachgehen. Im nördlichen Gebirge Tsaratsana leben die Antankaranaals Bauern und Hirten. Rund zwei Prozent der Bevölkerung gehören zu den Antanosy, die als wohlhabendes Volk gelten und im Süden lebend vor allem Reisbauern und Viehzüchter sind. Die Bara leben im südlichen Hochland, um ihre traditionelle Hauptstadt Ihosy herum. Diese Gruppe ist bei den anderen Ethnien gefürchtet, da sie das Ritual des Viehdiebstahls praktizieren und über Zauberkräfte verfügen.Die Bezanozano sind für ihre ausgefallenen Frisuren bekannt, übersetzt bedeutet deren Name „die sich viele Zöpfe machen“. Die Mahafaly gelten als künstlerisch, so sind deren Gräber reich verziert, beispielsweise mit holzgeschnitzten Skulpturen. Des Weiteren sind sie für ihre fein gewebten Teppiche bekannt. Im Westen leben die Mikea, das Waldvolk, die sich traditionell von dem ernährt, was sie im Wald finden. Sie lehnen Landwirtschaft ab, da sie in einer harmonischen Symbiose zur Natur leben. Diese Ethnie zählt allerdings nicht zu denen, die vom Staat anerkannt werden.
Die Sakalava bewohnen den gesamten Westen der Insel und sind hauptsächlich Rinderhirten. Sie haben eine eigene, sehr vielsältige Kultur. So sind ihre Grabverzierungn oft erotisch angehaucht und ihre Rituale oft mit einem Trance-ähnlichen Zustand verbunden. Ähnlich wie die Merina, gelten auch Sakalava als Königsvolk und beten die Reliquien der royalen Herrschaft an. Die Sihanaka gelten als das Volk „vom See“ und leben in der Umgebung des größten Sees auf Madagaskar, dem Alaotra-See. An der Ostküste leben die Talana, die für ihre Heilkünste bekannt sind. Leider sind sie ebenfalls für ihre Tradition des Wanderfeldbaus, für den Sie Brandrodungen in Kauf nehmen und somit die Umwelt schädigen. Im Nordwesten leben die Tsihimety, die vorallem für den Brauch bekannt sind, sich jahrelang die Haare nicht zu schneiden, wenn ein Familienmitglied stirbt. Sie verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit dem Ackerbau, dem Anbau von Baumwolle und von Tabak. An der mittleren Westküste leben die Vezo, die sich vor allem vom Fischfang ernähren und zahlreiche Rituale mit Bezug zum Meer haben. Der letzte Stamm sind die Zafimaniry, die für ihre kunstvollen Holzschnitzereien bekannt sind, die mittlerweile Teil des UNESCO Weltkulturerbes sind. Einige unserer Touren führen in die Dörfer dieser Ethnie, sodass Sie sie beim Schnitzen beobachten können.

Traditionelle Gebräuche und Feste

Die Traditionen der verschiedenen Ethnien sind teilweise ähnlich, teilweise aber auch vollkommen unterschiedlich. In der Regel haben die meisten Feste keine festen Termine, da deren Datum mithilfe von Astrologen jedes Jahr neu bestimmt werden.
Alle Ethnien feiern beispielsweise Neujahr am ersten Januar, die Ethnien auf dem Hochland feiern zusätzlich auch das neue Jahr, das mithilfe des Mondkalenders bestimmt wird „Alahamadibe“ – im Jahr 2017 war dies beispielsweise am 28. März. Traditionell wird ein Zebu geopfert, die Personen spirituell gereinigt und um Segen gebeten. In einigen Regionen wird die Reisernte gefeiert – meist zwischen April und Mai, das größte Erntefest wird auf dem Hochland zelebriert.
Beim „Taralily“ kommen die Bewohner aus den umliegenden Dörfern zusammen, um gemeinsam ein Festessen zu veranstalten, zu musizieren, tanzen und singen.
Nachdem die Ernte beendet ist widmen sich die Madagassen ihren Ahnen und es folgt das Beschneidungsritual, eine weitere Tradition aller Ethnien.Auf dem Hochland ist dies eine Familienfeier und wird „Famorana“ genannt, an der Ostküste wird das Ritual alle sieben Jahre wiederholt und groß als „Sambatra“ gefeiert, die Beschneidung der Jungen finden hier in Gruppen statt.
Viele Feste in Madagaskar beziehen sich auf die Ahnen der Bevölkerung. Die wohl ungewöhnlichste Tradition wird von den Ethnien auf dem Hochland gefeiert – die Totenumwendung „Famadihana“, bei der die Verstorbenen aus deren Gräbern geholt, bei Musik und Gesang durch das Dorf getragen und anschließend in neue Laken eingewickelt werden. Alle paar Jahre (je nach Familie) wird dieses Ritual mit einem großen fröhlichen Fest gefeiert.
Das beeindruckendste Fest ist das „Tsanga-Tsaina“ und wird von den Antankarana im Norden gefeiert. Alle fünf Jahre wird ein verzierter Holzbalken auf dem Festplatz errichtet. Der Balken steht sowohl für den König, als auch für die Männlichkeit. Der Boden, in dem er steckt, steht für die Mutter Erde und die Fruchtbarkeit. Mit diesem Fest soll die Verbindung zwischen dem ehemaligen König Tsimiharo und seinen Nachkommen gestärkt werden, aber auch den momentan Herrschenden Macht verleihen. Über mehrere Tage pilgern viele Gläubige zu dem ehemaligen königlichen Rückzugsort „Mitsio-Archipel“, die königliche Flagge wird gehisst und es wird die ganze Zeit getanzt und gesungen.

Fady – Verbote

Fady sind traditionelle Verbote der Einheimischen, die je nach Ethnie eine hohe Bedeutung haben und das alltägliche Leben auf Madagaskar beeinflussen. Allgemein ist es auf Madagaskar zum Beispiel ein Fady, auf heilige Stätten wie beispielsweise Gräber zu zeigen – man muss den Zeigefinger einknicken, um darauf zu deuten. Auch dürfen an heiligen Stätten kein Alkohol konsumiert oder Schweinefleisch gegessen werden. Unsere Reiseleiter, sowie die lokalen Guides in den Parks weisen sie darauf hin, welche Fady Sie beachten müssen, oft sind diese auch zusätzlich ausgeschildert.