Reisetagebuch – Im Regenwald gibt es nicht nur Regen!

Von der Hauptstadt aus ging es über das Hochland in den Osten. Zuerst hielten wir bei der Marozevo Chamäleonfarm. Hier gab es nicht nur Chamäleons in den verschiedensten Größen und Farben, sondern auch Geckos, wunderschöne Schmetterlinge, bunte Frösche und Schlangen. Ich durfte mehrere kleine Chamäleons auf die Hand nehmen und konnte live beobachten, wie sie ihre Farbe änderten und an meinem Arm hoch krabbelten und sich mit ihren winzigen Krallen festhielten. Auch größere, sehr farbenfrohe Chamäleons konnte ich bestaunen. Der Guide fing eine Grille und hielt sie dem Chamäleon hin und ich konnte sehen, wie blitzschnell und präzise die Chamäleons ihre Zunge aus- und wieder einrollen, um ihre Beute zu schnappen. Anschließend durfte ich sogar eine Schlange auf den Arm nehmen, diese fühlte sich keinesfalls an, wie sie aussah. Statt wie erwartet feucht und schleimig war sie wundervoll weich und zart und kühl.

Danach ging es weiter bis zum See, der letzte Abschnitt war eine ziemlich abenteuerliche Straße, die genau genommen nur aus riesigen Schlaglöchern bestand. Aber genau ist es ja, was Madagaskar als Reiseziel so einzigartig macht – man weiß nie, was einen erwartet. Mit dem Boot ging es dann über den Kanal de Pangalanes, über drei Seen bis zum Palmarium. Der Kanal erstreckt sich mit fast 700 km Länge fast parallel zur Ostküste Madagaskars und ist eine Verbindung vieler Wasserläufe und Seen. Im Mondschein fuhr ich über das Wasser und genoss den Blick in die Sterne, zum Mond und das rauschen der Wellen. Angekommen im Palmarium wurde ich mit einem leckeren Fruchtcocktail begrüßt, konnte sehen, wie die Einheimischen tanzten und musizierten und wurde mit einem leckeren Essen verwöhnt. Ich bezog meinen Bungalow, der eine eigene Terasse mit Hängematte und Blick in die Natur hatte und konnte im Wald schon zahleiche Tiere entdecken.

Nach dem Frühstück am nächsten Tag auf der Terrasse, zu dem sich auch neugierige Lemuren gesellten und wahrscheinlich hofften, etwas von meinem frischen Obstteller ergattern zu können, welches jedoch verboten ist, ging es dann mit einem Guide in den Regenwald. Wir begegneten zahlreichen Lemuren, die ich dort sogar füttern und streicheln durfte. Weiterhin zeigte der Guide mir Vanillepflanzen, Kakao, wilden Kaffee und riesige Lianen. Auch Schmetterlinge, Frösche und Stabheuschrecken waren zu finden. Als wir nach etwa zwei Stunden aus dem dichten Regenwald auf eine Lichtung mit herrlich duftenden Kannenpflanzen kamen, konnte ich sogar ein Chamäleon entdecken – zugegeben eher per Zufall, aber ich habe es ganz allein entdeckt… danach ging es am Strand weiter, wo wir auf den Bäumen bunte Frösche entdeckten und Echsen im Gebüsch – faszinierende Vielfalt der Natur! Den Nachmittag verbrachte ich mit einem entspannten Spaziergang am Strand und einem erfrischenden Bad im See.

In der Dämmerung ging es mit dem Boot zu einer kleinen Insel, auf der die seltsamen Aye Aye Lemuren leben. Sie sind nachtaktiv und zählen leider zu den bedrohten Lemurenarten, da die madagassische Bevölkerung sich davor fürchtet. Sie sehen schon ziemlich seltsam aus, diese Lemuren – große Ohren wie eine Fledermaus und ein langer Finger an der Hand und dazu ein Fell, das eher struppig als flauschig aussieht. Die Aye Aye leben in etwa wie ein Specht – mit ihren großen Ohren können Sie hören, was unter der Baumrinde passiert und so Maden und Würmer orten. Mit ihren scharfen Zähnen beissen Sie dann die Rinde ab und pulen mit ihrem langen Finger die Insekten aus den Löchern im Baum. Aber auch Obst und Nüsse mag der Aye Aye gern und so konnte ich beobachten, wie das Tier mit dem langen Finger eine Kokosnuss aushöhlte.

Nach dem Ausflug gab es wieder ein köstliches Mahl – frischen Fisch mit Gemüse und Reis und als krönenden Abschluss flambierte Banane. Danach testete ich verschiedene Sorten des „rum arrongé“. Nach dem Frühstück am nächsten Tag ging es mit dem Boot wieder zurück und ich konnte auf der Fahrt die wunderschöne und eigenartige Natur entlang des Wassers entdecken – Fächerpalmen, Mangroven und Schilf und dazu die Einheimischen, die im Wasser ihre Wäsche wuschen, auf Einbäumen fuhren und angelten. Mit dem Auto ging es dann zur Vakona Forest Lodge. Im Dunkeln begab ich mich mit meinem Guide auf die Suche nach nachtaktiven Tieren und wir konnten den winzigen Mausmaki und zahlreiche Chamäleons entdecken. Nach dem Frühstück am nächsten Tag ging es zum Vakona Reservat, der Lemureninsel. Dort leben zahlreiche flauschige Halbaffen und es kommen immer mehr dazu, denn dort werden Lemuren ausgewildert, die in Gefangenschaft oder als Haustier gehalten wurden. Ich konnte sehen, wie die Sifaka tanzähnlich über den Boden und durch die Bäume springen und kam den faszinierenden Tieren ganz nah. Anschließend ging es im Regenwaldgebiet in einen Park, in dem vor Allem Krokodile leben. Zusätzlich gab es aber auch viele weitere Tiere zu entdecken und bestaunen, wie beispielsweise Kaulquappen in einer glibberigen Konsistenz an den großen Blättern der Elefantenfüße schwammen. Die Frösche legen ihren Nachwuchs in diesem Glibber ab, da es im Wasser zu gefährlich ist und sobald die Kaulquappen groß genug sind, fallen sie aus dem Glibber ins Wasser und werden dann irgendwann zu Fröschen.
Im Anschluss ging es dann auch schon wieder zurück in die Hauptstadt und meine kurze Regenwaldexpedition war leider schon wieder zu Ende.

  • Mangroven entlang des Canal de Pangalanes
  • ein Bambuslemur mit Kulleraugen im Vakona Reservat in Andasibe
  • ein neugieriger Sifaka im Vakona Reservat in Andasibe
  • frisches Obst auf dem Markt
  • ein neugieriger schwarz weisser Vari
  • Chamäleon beim Palmarium, im Osten Madagaskars im Regenwald
  • weißer Strand am Canal de Pangalanes
  • Bungalows im Regenwald - Palmarium Lodge Akanin'ny Nofy